Stern über Bethlehem

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Evangelische Kirchengemeinde Hilden/ Rheinland – Erlöserkirche
Die Große Weihnachtskrippe
Anschauliche Heilsgeschichte, Glaubensbotschaft, tiefe Symbolik und liebevolle Details




Die Flucht nach Ägypten

Bei der Planung dieser Szene hatten wir nicht damit gerechnet, dass sie so aktuell ist: es waren noch niemals so viele Menschen auf der Flucht vor Verfolgung und Krieg wie heute!



HerodesbefehlIn kurzen Worten beschreibt Matthäus, dass Herodes zornig geworden war. Die Weisen hatten ihn betrogen, indem sie nicht mehr bei ihm vorbei gekommen waren. Er wusste nicht, wo er seinen vermeintlichen Konkurrenten finden und ausschalten könnte. Seine daraus folgende Tat des Rundumschlags, um auf "Nummer sicher" zu gehen, ist der Kindermord von Bethlehem und Umgebung.

Manche Krippen stellen diese grausame Szene dar. In Erinnerung an Kriegszeiten im eigenen Land mit Morden und Brandschatzen sind oft Soldaten in Uniformen der unterdrückenden Macht aus der Zeit zu sehen.

Der Kindermord ist im Gegensatz zu manch anderer Krippe bei uns nur sehr verhalten angedeutet - in einer kleinen Szene auf dem Hirtenfeld, symbolisch zum Ausdruck gebracht: ein römischer Soldat, abwehrende Frauen, ein kleines Kind, ein Baby. Frauen trauern oder flehen um Verschonung, wehren sich gegen die Macht des Herrschers. Andere fliehen oder sehen das Geschehen mit Schrecken.
Matthäus hat ja nicht in erster Linie über die vielen getöteten Kinder schreiben wollen, sondern über das eine Kind, das nicht getötet werden konnte - jedenfalls jetzt noch nicht."




Flucht_Aegypten_1Josef erwachte aus seinem Traum, in dem Gott durch den Engel zu ihm sprach, weckte seine Familie, nahm also Kind und Frau und sie zogen los. Ihr Weg führte sie erst durch die Berge Israels nach Süden, bis sie in westlicher Richtung die Küste erreichten.
In vielen Krippen wird gerade dieser gebirgige Abschnitt als bedrohliche Landschaft dargestellt: Schluchten, schmale Stege, Abgründe machen die Flucht zur "Gratwanderung". Geifernde wilde Tiere und Fabelwesen unterstützen die Situation. Ein weisender Engel symbolisiert Gottes Schutz.


Auszüge aus der Predigt zur Flucht nach Ägypten,
von Pfarrer Joachim Rönsch am Sonntag, den 24. Januar 2015:

"Josef, - böse Zungen mögen sagen, durch himmlische Befruchtung zu einer virtuellen Vaterrolle verurteilt -, trägt nun Verantwortung für eine junge Frau und ihr Kind. Mancher mag meinen, dies könne einen Mann schon mal an Flucht denken lassen. Nein, so ist es bei Josef nicht. Wie sein Namensvetter, der Meisterträumer des Alten Testamentes, träumt er - und so begegnet ihm Gott im Traum.
Es erscheint ihm der Engel des Herrn und spricht: »Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und fliehe nach Ägyptenland.“ Und Josef vertraut dem Engel, der Hand Gottes. Gott war da, wo er weggeht, Gott ist da, wo er hingeht.
Ausgerechnet nach Ägypten? Mit Ägypten verbindet Israel so eine Art Hassliebe, schon Jakob und seine zwölf Söhne machten sich dorthin auf, um dem Hungertod zu entfliehen. Später war Ägypten aber im Gedächtnis als der Ort der Unterdrückung, der Sklaverei und Knechtschaft.
Gott stellt sich in den 10 Geboten vor als der Herr, der aus Ägypten befreit hat. Diese Befreiung aus der Sklaverei wird so zu einem Brennpunkt biblischer Glaubenserfahrung und nun der umgekehrte Weg: Flucht nach Ägypten. Und zwar nicht als Kulturtouristen zu den Pyramiden oder Badetouristen ans Roten Meer.

Der Evangelist kannte bereits die Rückkehr als er die Geschichte erzählte, so wie wir uns bei all unseren Reiseplänen unserer Heimat und Rückkehr sicher sind. Wer aber wie Jesus und seine Eltern auf die Flucht gehen muss, gibt seine Heimat verloren. Er weiß in dem Moment nicht, ob und - wenn - wann er seine Heimat je wiedersieht! Und auch mit welcher Hoffnung und Erwartung man das Land der Zuflucht betritt, mag gänzlich unterschiedlich sein. Man frage bei den Flüchtlingen heute nach.

Die Geschichte in der Bibel bleibt insgesamt zurückhaltend. Überall, wo dies so ist, haben spätere Schriften und Legenden, und in ihrem Gefolge dann die Maler und Krippenbauer die Geschichte weiter ausgedeutet.
Noch heute bekommt man auf einer Reise in Ägypten an vielfältigen Stellen von den Kopten, (wie die ägyptischen Christen heißen), bei Klöstern und Kirchen Legenden erzählt, die genau dort der Heiligen Familie passiert sein sollen. So zeigt einem ein Mönch die Stelle, an der Maria Jesu Windeln getrocknet hat, ein anderer erklärt: Hier ist der Ort, wo sich eine Dattelpalme vor dem Kind verneigt hat und so ihre Früchte leicht pflückbar gewesen sind. Wieder ein anderer erklärt, wo Götzenbilder von ihren Säulen gefallen sind. Von einer Huldigung durch wilde Tiere wird erzählt - bei uns in der Krippe seit diesem Jahr durch den neuen Leoparden angedeutet. Stolz sind die koptischen Christen auf die Legenden über den Aufenthalt Jesu in Ägypten. Überall verkaufen sie rührende Bilder mit Reiseszenen oder Landkarten, auf denen die einzelnen Stationen eingetragen sind.


Flucht_Aegypten_2015Unsere Darstellung der Flucht in der Krippe ist ganz traditionell: wir sehen, wie zumeist üblich, Maria und das Jesuskind auf dem Esel, der von dem vorangehenden Josef geführt wird, dazu der den Weg weisenden Engel.



Ruhe_auf_der_Flucht_2015Ab dem 14. Jahrhundert kommt in der Malerei ein weiteres Motiv auf den Bildern hinzu: "Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten".
Zumeist befinden sich Maria mit dem Kind im Bildmittelpunkt, während Josef etwas abseits ruht. Es will ein anschauliches Bild sein für die bewahrende, schützende Zuwendung Gottes; selbst in bedrängenden Situationen.
Bei der simultan dargestellten „Ruhe auf der Flucht“ haben wir, wie vielfach auch bei den mittelalterlichen Malern, unsere Maria lactans, die stillende Maria, verwendet. Die beiden Engel musizieren für die ausruhende Familie. Die sich neigende Palme symbolisiert der afrikanische Knabe mit dem Palmenwedel.





Weitere Bilder:


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